
»Wenn ich nach Hause komme und das Meer sehe, spüre ich etwas in mir.«
Sandi Radolovič war nicht von Anfang an Fischer, obwohl er aus einer Fischerfamilie stammt. Von Beruf ist er Metallarbeiter und arbeitete zunächst als Maschinenwart bei Delamaris. Doch das Leben führte ihn dorthin, wohin er schon immer geblickt hatte – zum Meer. Lernen Sie die Geschichte der Fischerfamilie Radolovič kennen.
Heute leitet Sandi das Familienfischereiunternehmen. Seit einigen Jahren unterstützt ihn dabei aktiv sein Sohn Mario, der derzeit das technische Gymnasium besucht. Mario hilft seinem Vater schon seit der Hälfte seines Lebens – sowohl beim Fischen als auch in den Sommermonaten, wenn die Familie Passagierfahrten anbietet.

Ihre Geschichte begann im Jahr 1988. Damals bot der Vater (selbst Fischer) seinen beiden Söhnen an, ein Fischerboot zu pachten. Er versprach ihnen seine Unterstützung – und hielt Wort. »Gut, dass mein Bruder und ich uns so entschieden haben, wie wir es getan haben,« sagt Sandi. »Denn die Fabriken, in denen wir vorher gearbeitet hatten, sind kurz darauf alle pleitegegangen.« Heute steigt auch der dritte und jüngste Bruder, Andrea, in das Fischereigeschäft ein.
Das Meer ist für die Familie Radolovič weit mehr als nur Arbeit: Es ist Lebensraum und Lebensweise. »Es ist schön, mal in die Berge zu fahren, aber wenn ich nach Hause komme und bei Črni Kal das Meer sehe, spüre ich dieses Ziehen in mir – zurück zu diesem Meer. Das ist es. Das ist Zuhause,« sagt Sandi.
Mit dem Meer ist er schon immer eng verbunden. Bereits als Kind nahm ihn sein Großvater zu nächtlichen Fischzügen mit. »Damals war die Besatzung groß, wir waren sieben oder acht Leute auf dem Boot. Es war lustig. Natürlich habe ich geschlafen, aber wenn das Netz eingeholt wurde, haben sie mich immer geweckt,« erinnert sich Sandi und erzählt, dass sie einmal sogar ein altes Kanu aus dem Meer gezogen haben, mit dem sie noch jahrelang spielten. Damals war das Meer für ihn eher ein Spielplatz, heute ist es seine Einkommensquelle und sein Lebensunterhalt.
Sandi, sein Bruder Andrea und sein Sohn Mario fischen mit Netzen. Ihr Arbeitstag beginnt bei Sonnenaufgang, und sie kehren oft erst am Abend nach Hause zurück. »Wenn das Wetter nicht wirklich schlecht ist, sehen sie uns zu Hause nur selten,« lächelt Mario.
Im Sommer widmet sich die Familie Radolovič dem Passagiertransport mit ihrem Fischerboot Zlatoperka, das von Juni bis September täglich Ankaran, Koper, Izola und Piran verbindet – eine Verbindung, die bei Einheimischen und Touristen sehr beliebt ist.

Die schönsten Momente auf See?
»Wenn man das Netz voll mit Fischen einholt,« sagt Sandi.
Und die schwersten?
»Wenn das Netz leer ist. Oder noch schlimmer – wenn es zerrissen ist.« Heute steht die Fischerei vor zahlreichen Herausforderungen: sinkende Fischbestände, Wetterveränderungen, Meeresverschmutzung und auch bürokratische Hürden. »Früher bist du einfach zum Fischen hinausgefahren, heute musst du erst zwei Computer einschalten, alles erfassen und dokumentieren. Man verbringt mehr Zeit mit Papierkram als auf dem Wasser,« erzählt Sandi.
Den Fisch verkaufen sie auf dem Fischmarkt in Triest, an lokale Fischhändler und ausgewählte Restaurants wie Bujol und Sidro. Doch die Fischer sind sich einig: Am schönsten wäre es, den Tagesfang direkt am Kai verkaufen zu können. »Vom Meer auf den Teller – das ist es,« sagt Sandi.

Das Geheimnis eines guten Fangs?
»Jeder Fischer hat sein kleines Geheimnis, so wie ein Bauer,« lächelt er. »Wie man ein Netz flickt, wo man es auswirft … das verrät dir keiner.«
Der beste Fisch ist der, der frisch ist – und der, den man dort isst, wo er gefangen wurde: auf dem Boot, mit dem Wind in den Haaren.
Auf die Frage, was ihm das Meer wohl sagen würde, lacht er:
»Va cagar (Geh dich salzen)!« und ergänzt: »Bei uns ist das keine Beleidigung – das ist, wenn das Meer dich auf seine Weise ruft.«
Und was würde Sandi dem Meer antworten?
»Danke.«